Re: Herzlichen Glückwunsch an Franz !


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Geschrieben von Franz am 17. Juni 2007 11:06:

Als Antwort auf: Herzlichen Glückwunsch an Franz ! geschrieben von akd(m) Andi am 11. Juni 2007 13:08:

Hallo Andi,

vielen Dank für Deinen Glückwunsch.

Auch bei mir ist lange nicht alles wie im Bilderbuch gelaufen und es war ein steiniger Weg bis zu meiner heutigen Partnerschaft bzw. Ehe.

Ich denke, es ist ganz wichtig, dass man die eigenen Gedanken nicht nur auf die Inko fixiert. Denn in erster Linie ist doch da der Mensch, den man gerne kennen lernen möchte und mit dem man vielleicht eine Beziehung aufbauen möchte.
Und wenn man beginnt sich zu verstehen und wenn ein Gefühl der Harmonie den „Wohlfühlfaktor“ bestimmt, dann wird die Inko sekundär.

Natürlich sollte man nichts verheimlichen, aber es ist genauso fatal mit der Tür ins Haus zu fallen. Sicher gibt es auch kein „Patentrezept“, aber Schiffbruch erleiden ebenso Menschen, die nicht Inko sind.
Muss denn eine Frau beim zweiten Treffen wissen, dass man(n) Inko ist und ein drittes Treffen davon abhängt ob sie nun Windeln akzeptieren kann oder nicht?

Als ich meine heutige Frau kennen lernte, hatte ich bereits auch einige negative Erlebnisse hinter mir. Ich war soweit, dass ich bzgl. Partnersuche erstmal eine Pause einlegte und mit einem mir bekannten Lehrer einen Single-Stammtisch gründete, ohne die Assoziation hier gleich eine Lebenspartnerin kennen zu lernen. Wir organisierten viele Events und Partnersuche und Inko war für mich erstmal gar kein Thema.
Nach ca. anderthalb Jahren betrat dann zufällig meine heutige Frau mit einer Freundin das Lokal in dem unser Stammtisch stattfand. Sie fiel mir gleich auf und ich schickte ihr eine „Bierdeckelpost“. In den nächsten Tagen trafen wir uns dann zum Eisessen. Wir waren uns sehr sympathisch und unternahmen in Folge häufiger etwas.
Nach rund drei Wochen lud ich sie zu einer romantischen Paddeltour mit dem Boot ein. Bis dahin hatte ich noch kein Wort über mein Blasenproblem verloren.
Es war herrliches Sommerwetter und wir genossen kuschelnd die schöne Tour.
Irgendwann als sie in meinem Arm lag fragte ich sie, ob sie sich vorstellen könne, dass irgendetwas gibt was unserer Harmonie im Wege steht. Verblüfft verneinte sie mehrmals. Ich hakte nach und fragte, was sie an Menschen besonders schlimm findet. Sie zählte etliche Beispiele auf, aber natürlich keine Inko. Ich fragte weiter ob sie auch mit jemand zusammen sein könnte, der eine Behinderung hat. Sie lachte und sagte „Wieso, du bist doch nicht behindert!“ „Nein“ sagte ich, „aber ich habe ein Problem mit der Blase.“ Wir lagen uns immer noch im Arm und sie antwortete „Na ja, aber das ist doch nicht so schlimm wie eine Behinderung!“
An dieser Stelle habe ich es erstmal dabei belassen und wir haben weiter die schöne Tour genossen.
Erst später sagte ich ergänzend zu ihr „Sei bitte nicht erschrocken, aber wegen dem Blasenproblem habe ich eine Gummihose an.“ Sie sah mich zwar betroffen an, aber wir nahmen uns gleich in den Arm und kuschelten weiter.
Bis dahin war soviel „Menschliches“ zwischen uns passiert, dass die Inko wirklich zur Nebensache wurde. Wir haben nie darüber diskutiert. Sie wusste Bescheid und ich habe Gummihose und Windeleinlage immer wie ganz normale Kleidungsstücke behandelt. Sie hat sich dem angeschlossen. Dadurch ist eine Normalität entstanden, die in keinster Weise an ein „Baby“ erinnert und ich habe ihr oft beweisen können, dass ich trotzdem ein „ganzer Kerl“ bin.
Allerdings brauche ich auch keine „gelben Knöpfhöschen“ die mich als „Baby“ präsentieren. Da bevorzuge ich lieber die dezenten unauffälligen Slips in „jeansblau“ und meine Frau findet das auch gut so.

Ich glaube, wenn man liebenswert und respektvoll miteinander umgeht, so dass die Liebe tatsächlich eine Chance hat, ist das Basis für eine dauerhafte Beziehung.
Meine Frau und ich sind seit 13 Jahren ein Paar, davon gut 10 Jahre verheiratet.
Bei uns haben immer Menschlichkeit und Liebenswürdigkeit dominiert. Keiner von uns ist perfekt, aber wir begegnen uns stets mit Respekt und Achtung.

Und wenn man(n) sich dann nicht selber zum „Baby“ degradiert und der Frau beweist, dass man ein „ganzer Kerl“ ist, wird die Inko auch nicht zum unüberwindbaren Hindernis.

In diesem Sinne wünsche ich allen ledigen Inko’s, den Glauben an eine funktionierende Beziehung nicht aufzugeben und vielleicht doch eines Tages den passenden Partner zu finden.

Viele Grüße
Von
Franz





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