Inkontinenz - was ist das?


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Geschrieben von hanspeter am 01. Juli 2007 09:32:

Ich bin (so habe ich zumindest den Eindruck) seit 9 Jahren auf Windeln angewiesen.
Was Inkontinenz ist, kann ich zb bei Wikipedia nachlesen. Die Menschen in meiner Umgebung glauben, dass man es dann nicht spüren würde, wenn es in die Windel fliesst.
Begonnen hat es bei mir so, dass ich ich regelmässig nach einer Stunde Schlaf aufwachte und austreten sollte. Dabei bereitete mir das Aufstehen so grosse Mühe, dass es nur mit sehr viel Adrenalin funktionierte. Anschliessend lag ich wach im Bett, irgendwann glaubte ich wieder aufstehen zu müssen und so ging es dann bis zum Morgen, ohne dass ich noch einmal schlafen konnte. Und auf diese Art eine Nacht um die andere mit nur einer Stunde Schlaf, das geht an die Substanz. War das eine Erlösung als ich mit Windel einfach laufen lassen konnte, mich umdrehen und weiter schlafen.
Nicht lange danach glaubte ich erneut mich hintersinnen zu müssen. Immer wie weniger gelang es mir auf der Toilette "auf Befehl" Wasser zu lösen, kaum war ich gegangen hatte ich den Eindruck schon wieder zu müssen, es meldete sich vorallem immer dann, wenn ich mich gerade an eine Arbeit machte. Und auf dem Sapziergang brauchte ich bald mehr Bäume als mein geliebter Hund. Vorallem aber verspürte ich in meinem Bauch eine so hohe Nervosität, dass ich mich nur noch schlecht auf die Arbeit konzentrieren konnte und wenn ich die Verspannung abbauen wollte, musste ich jedes mal ganz dringend. Mit dem Stuhlgang war es ähnlich schlimm. Statt das Bedürfnis zu spüren verspürte ich ein Gefühl von Übelkeit und sehr schnell (innert Minuten) bekam ich Darmkrämpfe, die schnell anwuchsen ins kolikartige und zwei oder drei Minuten später wurde es Durchfallartig und war nicht mehr zu halten. In dieser Zeit war ich auch mehrmals beim Spezialisten von wegen "Hexenschuss". Irgendwann entdeckte ich, dass meine Nervosität im Bauch praktisch inexistent ist, sobald ich mich auch untertags windelte und bewusst so entspannte, dass ich eben nicht mehr einhielt. Und seit ich die Windeln regelmässig trage und benutze gibt es keinen Hexenschuss mehr.
Da ich (wir wissen es nicht mit wissenschaftlicher Sicherheit - wir haben aber auch keine bessere Erklärung) an den Folgen einer Neuroborreliose leide, macht mir die Konzentration sehr grosse Mühe. Selbst Arbeiten im Haushalt oder Garten fordern mich sehr. Dank den Windeln kann ich mich auf diese mentalen Probleme konzentrieren und regelmässig ein kleines Arbeitspensum erledigen. Ich habe den Eindruck, dass ich ohne Pampers auskommen könnte, wenn ich mich ausschliesslich auf dieses Problem konzentrieren und keine Toilette auslassen würde.
Der Urologe hat festgestellt, dass sich meine Blase nicht richtig entleert. Als er aber verlangte, dass ich mal eine Woche lang jeden Harndrang aufnotieren würde, bei jedem Toilettengang die Harnmenge mit dem Messbecher ... und sollte mal doch etwas in die Windel gehen die Windel wägen .... da habe ich mich bei ihm verabschiedet und gemeint, alles will ich nicht um jeden Preis wissen. Da kann ich mit der Windel ganz gut leben.
Nun zur eigentlichen Frage: Ich denke, dass die meisten von Euch auch spüren, wenn es in die Windel geht, eben auch nicht einfach auf Befehl machen können, nicht wirklich einhalten können wie das Nicht-Inkos können und durch das Tragen von Windeln ein Stück Lebensqualität zurück erhalten? - Manchmal beschäftigt mich das Thema und mit Nicht-Betroffenen kann ich nicht wirklich darüber reden. Vorallem deshalb nicht, weil für viele Nicht-Betroffene das nicht einhalten können als riesiges Defizit und persönliche Schande empfinden. Ich für mich bin heute soweit, dass für mich Windeln und Brille ähnlich empfundene angenehme Hilfsmittel sind.
Wer mag sich zu dem Thema äussern? - Ich freue mich auf Eure offenen Antworten.

Liebe Grüsse
Hanspeter



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