Re: Über Inkontinenz sprechen?


  Neues Inkontinenzforum für Erwachsene  

Geschrieben von Marcel am 06. Januar 2007 20:19:

Als Antwort auf: Über Inkontinenz sprechen? geschrieben von Ute am 06. Januar 2007 11:05:

Hallo Ute,
Du sprichst mir vom Herzen, leider weiß es in meinem Umfeld niemand, daß ich inkontinent bin und ständig Windeln und Gummihöschen trage (ich meine natürlich Suprimas, verwende nur gern noch diesen altmodischen Begriff, weil er mir vertrauter ist und mehr aus der Seele spricht, fühle mich halt beschützt darin). Ich traue mich aber nicht, andere in mein Problem einzuweihen, weil ich mich schäme, vielleicht ist das ja auch bei einer Frau anders, weil Frauen von Natur aus toleranter sind, wie Männer. Natürlich würde ich es schön finden, mit gleichgesinnten darüber zu reden und sich auch mal gegenseitig auszutauschen - habe Dich doch beneidet, als Du schriebst, wie Du Deiner Freundin beim gemeinsamen Konzertgang eine Gummihose geliehen hast und sie sich in Windeln und Gummihosen wohl fühlte, dies ist fast ein Liebesbeweis in meinen Augen und ich kann mir gut vorstellen, wie das Deiner Seele gut getan hat, weil ich der Meinung bin, daß wir als inkontinente doch eine Randgruppe darstellen, was nützt es, wenn es Millionen Inkontinenter gibt, aber alle ein Geheimnis daraus machen und sich denken: Nur nicht darüber reden. Gerade diese Haltung drängt unsereins ja auch immer wieder an den Rand und verleitet uns dazu, eher schlecht gewindelt wegzugehen aus Scham der Windelpo könnte uns verraten - ich trage deshalb meist Mäntel, um das zu kaschieren. Deshalb finde ich es gerade für uns wichtig, darüber zu sprechen, ich habe schon häufig hier gepostet und auch meine e mail Adresse hinterlegt, aber nie hat es soweit geführt, daß sich eine Frau bei mir gemeldet hat, es antworten auch selten Frauen auf die Postings von Männern, woran das liegt, weiß ich nicht, während Frauen untereinander sich viel häufiger austauschen.
Ich habe mich mittlerweile mit meiner Inko abgefunden, aber ghlücklich bin ich damit nicht geworden, weil ich dazu nicht stehe bzw nicht stehen kann. Dies ist auch der Grund, daß ich zwar einen großen Bekanntenkreis habe, aber´mich über allgemeine Themen hinaus mich den Ménschen auch nicht öffne, selbst bei Frauen, denén ich symphatisch bin, mache ich meist einen Rückzieher, wenn sie mir zu nahe kommen, aus Scham entdeckt zu werden, weil es besonders schwierig ist, darüber zu sprechen oder sich zu outen, wenn man jemanden besser kennt, auch aus Angst ihn zu verlieren oder enttäuscht zu werden, bei Menschen, die auch davon betroffen sind, ist dies viel einfacher, im Gegenteil ich stelle mir vor, daß inkontinente Paare bessere Voraussetzungen haben, weil für sie Inkontinenz kein Tabuthema ist.
Mich würde interessieren, was andere Forumsteilnehmer auf Deinen Aufruf schreiben, den ich wirklich bewundernswert finde.
Liebe Grüße und ein schönes 2007 wünscht Dir
Marcel
>Hallo Ihr Lieben,
>wie offen geht Ihr eigentlich mit dem Thema Inkontinenz und Windeln um?
>Ab und zu hat man ja das Bedürfnis mit anderen Menschen darüber zu
>sprechen. Wie offen seit ihr im Umgang mit anderen Menschen?
>In meinem Umfeld wissen es inzwischen (fast) alle. Und es tut gut darüber
>zu sprechen! Ob ich auch verstanden werde, manchmal bin ich mir da nicht
>so sicher. Da ich unterwegs mit Freunden schon mehrfach kleine und große
>Unfälle hatte, wurde das Thema auch immer wieder angeschnitten. Teilweise
>aus Neugier oder Mitgefühl.
>Eine Freundin von mir hat sich für den Besuch von Konzerten und
>Sportveranstaltungen von mir schon öfter Windeln und Gummihosen
>geben lassen (und auch benutzt!). Sie empfindet für sich die
>Windel nicht als unangenehm und ich finde es schön nicht alleine
>gewindelt zu sein!
>Den nachstehenden Artikel habe ich im Internet gefunden:
>
>Inkontinenz ist eine Krankheit, die weit verbreitet ist. Der Volksmund spricht von "Blasenschwäche", Mediziner definieren Inkontinenz als einen "unwillkürlichen Verlust von Urin in einem ungeeigneten Augenblick oder an einem ungeeigneten Ort". Die verlorene Urinmenge kann sehr gering, aber auch erheblich sein.
>Wie viele Menschen betroffen sind, darüber gibt es keine genauen Zahlen, denn viele gehen aus Scham nicht zum Arzt. Nach Angaben des Selbsthilfeverbandes Inkontinenz leiden in Deutschland etwa fünf bis acht Millionen Menschen an Blasenschwäche. Frauen trifft es in jedem Alter viel häufiger als Männer. Insgesamt nimmt die Häufigkeit der Blasenschwäche im Alter zu. Geht man von den Verkaufszahlen der Hersteller für Inkontinenzhilfsmittel aus, so dürften in Deutschland mehr als zehn Millionen Menschen an Inkontinenz leiden - und die Zahl steigt. Bis zum Jahr 2050 sollen sogar fast 30 Prozent der Bundesbürger betroffen sein, schätzen Fachleute.
>Junge Leute - hoher Leidensdruck
>Vor allem junge Menschen wissen nicht, wie sie mit der Inkontinenz umgehen sollen. Sie glauben, die Blasenschwäche trete nur bei älteren Menschen auf. Sie suchen erst ärztliche Hilfe, wenn der Leidensdruck extrem hoch ist und sich die Inkontinenz nicht mehr verbergen lässt. Manchmal dauert es mehrere Jahre, bis sie sich zu diesem Schritt entschließen. Dabei lässt sich ein unfreiwilliger Harnverlust mit Medikamenten, durch Training oder operativ behandeln - vorausgesetzt, man spricht rechtzeitig mit dem Arzt darüber. Dann ist trotz Blasenschwäche ein normales, aktives Leben möglich.
>Rückzug aus der Gesellschaft
>Viele leiden nicht nur körperlich, sondern auch seelisch und ziehen sich aus Scham und Angst vom gesellschaftlichen Leben zurück. Sie meiden andere Menschen, weil sie fürchten, irgendjemand könnte an ihnen Uringeruch wahrnehmen. Ausflüge, Kino- und Theaterbesuche? Das hat Seltenheitswert, genau wie Besuche bei Freunden und Bekannten. Diese ständige Angst davor, dass die anderen etwas bemerken könnten, hat Folgen: Nervosität, Frustration und Schlafstörungen.
>Stelbstgestrickt statt professionell
>Sehr viele Menschen trauen sich außerdem nicht, nach den richtigen Hilfsmitteln zu fragen. Sie sind in Drogerien, Apotheken, Sanitätshäusern oder über das Internet erhältlich. Sie greifen beispielsweise zu Damenbinden oder anderen "selbstgestrickten" Lösungen statt spezielle Einlagen zu tragen, die Sicherheit bieten. Heute gibt es eine Fülle professioneller Hilfsmittel, mit denen inkontinente Menschen ihren gewohnten Aktivitäten nachgehen können - ohne Einschränkung und ohne dass es der Umwelt auffällt!
>Viele Grüße
>Ute



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